Liebe Freunde des Laufsports,
ich möchte Euch einen Teil einer Korrespondenz mit unsererm Manfred Reither nicht vorenthalten ...
Danke für Deine Bemühungen, natürlich freue ich mich darüber, wenn meine Leistungen Anklang finden und es ist immer ein eigenes Gefühl, dann am Stockerl zu stehen. Meine Mitstreiter, 1., 2., oder 3. sehen wesentlich älter aus. Beim Wachau-Marathon hat mich der Moderator 2x gefragt, wie alt ich wirklich bin. Habe ihm auf seine Frage nur geantwortet: "Nächstes Jahr möchte ich als 70jähriger das Podium wieder besteigen". Oft werde ich dann im Publikum noch gefragt, ob das auch wirklich stimmt. - Dankbar bin ich schon, dass es das Schicksal so gut mit mir meint. Ich betrachte es auch als ein Geschenk, denn viele Läufer, die mit mir 1985 begonnen haben, laufen längst nicht mehr. Noch schlimmer: Einige davon leben nicht mehr oder andere haben sonst mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Eigentlich kann ich nicht so viel falsch gemacht haben. Meine gesteckten Ziele sind bis auf das Abenteuer "Spartathlon" immer aufgegangen. Man wird im Leben nie alles erreichen und ein "Hineinhorchen" in den eigenen Körper kann Wunder bewirken. Haushalten mit seinen Kräften und Regenerationsphasen einbauen, könnte das richtige Rezept dafür sein. Bis zu 3x in der Woche mache ich noch "KIESER-Training", zwischendurch und zum Ausgleich noch ausgedehnte Berg- oder Rennrad-Touren.
Laufen ist Leben. In philosophischer Wendung wird dies immer wieder behauptet. Wenn Leben gleichzusetzen ist mit Beweglichkeit, mit Freiräume besitzen, mit Flexibilität, dann kann dieser Aussage zugesprochen werden. Je öfter und länger man ans Laufen kommt, umso stärker gewinnen die traumanalogen Mechanismen Oberhand über das Seelenleben des Läufers.
Im hellwachen Zustand entwickelt sich eine Verfassung, die dem Tagtraum gleicht. Nicht mehr "Ich denke", sondern "Es denkt". Die Gedanken kommen und gehen. Sie werden flüssiger und es fühlt sich angenehm an, sie nicht festhalten zu können und zu wollen. Das Tagträumen beim Laufen (Laufträumen) schafft einen Freiraum im Seelenleben. Man verspürt einen Moment des Freiseins, des Rausgehens aus der sonst so gewohnten Enge und Düsterheit des depressiv gestimmten, stagnierenden Alltags. Lässt man sich auf die belebende Wirkung des Laufens ein, ändert sich somit das Lebensgefühl. - Meine kleine Laufpsychologie. Morgen um 6:30 Uhr will ich raus, um 3 Runden im Schloßark Schönbrunn laufen zu können.
Wieder Luft zum Atmen, es erhält Stück für Stück mehr Beweglichkeit. Darin liegt die heilsame Wirkung des langen Laufens begründet.
Anmerkung:
Diese Korrespondenz entwickelte sich, nachdem mir Manfred Mitteilung von seinen diversen Teilnahmen im heurigen Jahr bei Bewerben berichtet hatte (LCC-Eisbär-Cup: 63,3 km; Wien-Marathon: 42,2 km; Welsch-Lauf: 42,2 km; Kirchdorf/Krems, OÖ: 42,2 km; Veitsch: 56 km; Wachau: 42,2 km; Graz: 42,2 km; Podersdorf: 10 km; Parndorf: 10 km; Höhenstraßenlauf: 14,3 km = 364,6 km).
Meine Recherchen ergaben, dass Manfred alle Marathons dieses Jahres zwischen 3:29 h und 3:40 h absolvierte, 10 km ca 42 min und Veitsch mit 56 km und 2060 hm in 7h14 ...